Lars Heidemann
13. Januar 2010
Google erwägt sich aus China zurückzuziehen, nachdem versucht wurde E-Mail Konten von Menschenrechtlern gezielt auszuspähen.
Google schreibt sich Don't be evil auf die Fahne. Auch, wenn diese Aussage lediglich auf die Wertvorstellungen von Sergey Brin zutrifft, die nicht unbedingt mit der Allgemeinheit übereinstimmen muss, versucht Google neben dem Sammeln von Informationen Gutes zu tun.
Das Internet wurde seit jeher als öffentlicher und frei zugänglicher Raum angesehen. Das entspricht nicht immer der Realität, aber das Internet ist der Ort, an dem Informationen ohne Restriktionen ausgetauscht werden könn(t)en.
Google bietet für alle Lebenslagen dieses digitalen Austauschs ein Werkzeug. Eine Suchmaschine, die das schier unendliche Netz übersichtlicher und Inhalte findbarer machen soll, kostenlose E-Mail-Konten, um sich über diese Inhalte auszutauschen oder Speicherplatz für die im Netz zu erstellenden Inhalte.
Wenige Länder haben die Macht und die Ressourcen ihre Bürger zu entmündigen und ihnen diese ansonsten frei zugänglichen Inhalte vorzuenthalten. In China ist dieses Vorgehen aber perfektioniert worden. Auch können wenige Länder Weltkonzernen vorschreiben, zu welchen Bedingungen sie ihr Tagewerk verrichten dürfen. In China ist auch dies möglich. So hat Google 2006 seinen Betrieb in China nur mit großen Zugeständnissen aufnehmen dürfen.
Dass aber ein Weltkonzern sehr offen Forderungen ausspricht und damit eine Diskussion zur Meinungsfreiheit rund um den Globus lostritt, ist noch seltener. Bei Google scheint aber auch dies möglich zu sein.
Google ist auf Grund nicht mehr hinzunehmender Hackerangriffe auf E-Mail Konten von Menschenrechtlern aus aller Welt offensiv an die öffentlichkeit getreten, um sein Verhältnis zu China neu zu überdenken.
Erst im letzten Jahr konnten wir über Twitter den Ernst der Lage in Iran nahezu live mitverfolgen. Und auch im letzten Jahr wurde sich (vergeblich) gegen die Zensur im deutschen Netz gewehrt.
Das Internet und die damit verbundenen Unternehmen wandeln sich so immer mehr zu dem Schauplatz einer neuen Gesellschaft, für die Grenzen fließend und uneingeschränkte Informationsbeschaffung und Meinungsfreiheit zu den schützenswertesten Gütern unserer Gesellschaft gehören.
Leider haben nur knapp unter 20 Prozent der Weltbevölkerung Zugriff auf das Internet.
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