Lars Heidemann

26. Februar 2009

Twitter: ganz neu, ganz innovativ

Twitter? Twitter! Ein Mirkoblogging-Dienst als Marketing-Werkzeug. Fluch oder Segen? Nachfolgend ein kurzer Kommentar über den Dienst und seine Anwender.

Denen die Twitter nicht kennen, sei zum Einstieg ein wundervolles Video auf YouTube empfohlen: Twitter in plain English.

Der Mikroblogging-Dienst Twitter steht seit Anfang 2006 auf sicheren Füßen, wurde aber erst zwischen 2007 und 2008 bekannt. Die Twitter-Welle schwappte 2008 über den großen Teich. öffentliches Interesse außerhalb des Twitter-Universums wurde geweckt, als bekannt wurde, dass Accounts von Prominenten und Politikern gehackt wurden. Bekannte Accounts waren z.B. die von Barack Obama und Britney Spears. Sie reihen sich aber nur in die lange Liste weiterer Hacking-Opfer ein.

In naher Vergangenheit fiel auf, dass auch deutsche Promis anfangen zu twittern. Die Krux an der Sache ist, dass man nur sehr schwer erkennen kann, ob die Accounts auch wirklich von den Personen befüllt werden, die man hinter dem Namen erwartet.

So hat sich herausgestellt, dass der Account von Stefan Raab unecht war. Welches öffentliche Interesse aber besteht, den Promis nahe zu sein, zeigt die rasant gestiegene Anzahl der 'Abonnenten' seines Twitter-Feeds. Innerhalb von zwei Tagen waren es über 700-Raab-Begeisterte.

Rainer Calmund twittert ebenfalls, bzw. lässt twittern - von seiner Frau. Ob der Account nun wirklich echt ist, ist noch fraglich. Aber ehrlich gesagt: wen interessiert das?

Der Sinn und Zweck von Twitter ist ein anderer. Es geht nicht um digitales Stalking. Leider neigt der Mensch zum Voyeurismus. Unternehmen können diesen Dienst dennoch sinnvoll einsetzen – wie einen Blog. Daher auch der Name Mikro-Blog. Denn nicht immer gibt es ellenlange Artikel, die man auf einem Blog veröffentlichen möchte. Manchmal möchte man auch nur kurz auf einen gut geschriebenen Zeitungsartikel oder eine neue Software hinweisen. Dafür bietet sich Twitter an. Auch eine kurze Statusnachricht scheint im privaten Umfeld sinnvoll.

Neben vielen anderen Unternehmen hat nun auch die ProSiebenSat.1 Media AG Twitter als Marketing-Kanal für sich und vermeintlich für ihre Moderatoren entdeckt. Nicht wirklich innovativ, wie ich finde. Aber Unternehmen scheinen sich mit derlei Ideen und Trends schwer zu tun. Ein Problem der Größe?

Die ProSiebenSat.1 Media AG twittert seit Anfang Februar. Knapp 200 Updates (Tweets) hat man bis heute generiert. Manche mit Informationen zum aktuellen und anstehenden Fernsehprogramm, andere sinnfrei.

Wir versuchen bei unserer Marketing-Unterstützung für Unternehmen seit 2007 auf die Stärken und Schwächen/Fallstricke der Dienste hinzuweisen. Denn neben einer außergewöhnlich starken Macht von Blogs und Diensten, wie Twitter, geht auch eine Gefahr davon aus. Mehr als ein Blog wurde einem Unternehmen schon zum Verhängnis. Auch gefälschte Endkundenbewertungen fliegen schnell auf, da die Internetbenutzer medienkompetent genug sind, die Schilderungen kritisch zu hinterfragen und über Rückmeldungen aus der Masse der anderen Internetnutzer schnell ihre Schlüsse zu ziehen.

Wenn man einen Corporate-Blog oder -Twitter-Channel betreiben will gilt: einfach drauf los schreiben ist tabu. Nur ein von der Marketing- bzw. PR-Abteilung — oder Agentur — durchdachtes Konzept führt zum Ziel. Und das auch nur, wenn man Ahnung von der Materie hat. Allen Anderen würde ich raten die klassischen Medien in gewohnter Weise zu bedienen, wenn man sich auf dem neuen Terrain unsicher fühlt.