Fabian Hüttenhoff
7. Februar 2011
Das W3C hat das Logo für HTML5 vorgestellt. Die Agentur Ocupop hat das Logo entwickelt. Ich habe einen Blick darauf geworfen.
Webdesign vor 2008 ließ sich so zusammen fassen:
HTML, das war der nette Typ, mit dem man gut reden kann — aber den Sex hatte man mit Flash.
Die Situation hat sich seitdem dramatisch geändert, besonders durch die Explosion des Smartphone-Marktes in den letzten Jahren. Flash läuft nur auf wenigen mobilen Geräten und das nur suboptimal. Daher musste man auf einen kleineren gemeinsamen Nenner zurück kommen. Plötzlich entdeckten Webentwickler, dass man das Gros an Funktionen auch mit HTML hinbekommt und aus der Not wurde eine Tugend.
Dieses Momentum hat nun einen neuen Höhepunkt erreicht: Die Bemühung gehen alle in die Richtung HTML sexy zu machen. HTML5 an sich ist ein Buzzword — eine Zusammenfassungen von Technologien, die schon längst unter dem großen Dach des HTML-Standards vereinheitlicht sind. Jeff Croft schreibt dazu in seinem Blog [mittlerweile offline] in Verteidigung zur Begrifflichkeit HTML5:
Our industry has proven on several occasions that we don't get excited about new, interesting, and useful technologies and concepts until such a buzzword is in place.
Die W3C-Kommission hat zusammen mit dem offiziellen HTML5-Logo, eine absurd moderne Webseite vorgestellt, die derart mit Buzz und Hype um sich schmeisst, dass man sich zuerst gar nicht sicher ist, ob das alles ernst gemeint ist. "Take control — Your web, your logo" verführt es hier, "Built it and they will come" verspricht es dort. "People are making stuff!" werden mir die Augen geöffnet und mit dem "Badge Builder 5000" kann man sich sein eigenes HTML5-Logo samt Zusätzen basteln. Der entsprechende HTML-Code dafür wird generiert.
Die Farbgebung des Logos erinnert sehr an Firefox, was wohl nicht unbedingt zufällig ist. Das Logo selbst ist erstaunlich nichtssagend: Ein Schild, eine "5" und ein paar schwer assoziierbare Zusatzicons, die die entsprechenden Technologien repräsentieren sollen. Irgendwie modern, mit Betonung auf irgendwie. Es sieht gefällig aus, aber ehrlich gesagt hätte ich mir gewünscht, dass die vorhandene Substanz, die sich hinter HTML5 zweifellos versteckt, auch optisch vermittelt wird.
Diese Oberflächlichkeit setzt sich in der Anwendung fort. Worin besteht, abgesehen von nerdigen Merchandising-Artikeln, der praktische Nutzen? Man wird angeleitet seine Webseite mit dem Logo zu schmücken, um der Welt zu sagen, dass man HTML5 nutzt. Willkommen auf meiner Webseite, nun mit HTML5 inklusive OFFLINE & STORAGE, SEMANTICS und DEVICE ACCESS — was man nicht direkt lesen kann, sondern einem Symbol-Ratespiel entnehmen muss. Es entsteht durch diese undurchsichtige Symbolwelt mehr Erklärungsbedarf als Mehrwert.
Insgesamt ist es eine flache Marketing-Aktion, die sehr beliebig daherkommt, auch wenn Substanz besteht. Und das ist mein Vorwurf: Ich begrüße den Ansatz, aber ich würde mir eine Umsetzung wünschen, die das Thema mit der grafischen Tiefe und Sorgfalt bearbeitet, die es verdient.